Vierkampf um den Titel: Spannung garantiert, Sensation möglich

Vier Runden vor Schluss kämpfen noch vier Mannschaften um den Meistertitel, die nur durch vier Punkte getrennt sind. Den Meisterteller kann am Ende aber nur einer aus diesem Quartett stemmen. Von Favoritensieg bis Sensation ist noch alles möglich im spannendsten Titelkampf seit einer gefühlten Ewigkeit. Eng ist es öfters zur Sache gegangen, aber zumeist nur zwischen zwei Teams.
So haben in den letzten Jahren Salzburg und Sturm dominiert. Die beiden Teams sind auch als Favoriten in die Saison gestartet. Der ehemalige Serien-Champion Salzburg hat sich mit einem total verkorksten Herbst zunächst selbst aus dem Rennen genommen, mit einem besseren Frühjahr aber zumindest wieder Außenseiterchancen auf den 15. Meistertitel in der Red-Bull-Ära erarbeitet. Allerdings muss die Mannschaft von Trainer Thomas Letsch vier Punkte auf die Spitze aufholen. Für den WAC – aktuell als Dritter drei Punkte zurück – wäre es der erste Meistertitel überhaupt. Die Sensation ist zum Greifen nahe. Die besten Karten im heißen Finish haben allerdings (so wie vor der Punkteteilung) Leader Austria und der punktegleiche Verfolger Sturm. Für den Titelverteidiger aus Graz geht es um den insgesamt fünften Meistertitel. Die Austria durfte zuletzt 2013 jubeln. Mit den Violetten hat vor Saisonbeginn keiner gerechnet, der 25. Meistertitel in der Vereinsgeschichte wäre eine Überraschung.
Was in den letzten Runden für welche Mannschaft spricht.
Austria Wien
Wer als Tabellenführer in die letzten vier Runden geht, kann sich der Favoritenrolle nicht entziehen. Das weiß auch Austria-Trainer Stephan Helm. „Wir vertrauen auf unsere Stärken, sind in guter Form und haben gezeigt, dass wir bereit für diese Top-Spiele sind.“ Zu den Stärken der Veilchen gehört die Defensive. Nur 25 Gegentore in 28 Runden ist der Top-Wert in der Liga. Aber Vorsicht! In den sechs Spielen der Meistergruppe kassierte die Austria sechs Gegentreffer und fiel damit in dieser Wertung hinter Sturm und den WAC (je fünf) zurück.

Allgemein zeigt die Formkurve vor dem Gastspiel am Sonntag in Salzburg (17 Uhr/Sky) nach oben. Mit zwei Siegen gegen Sturm hat man sich an die Spitze gesetzt, und auch das direkte Duell für sich entschieden. Apropos direktes Duell: Gegen Salzburg hat die Austria in dieser Saison alle drei Spiele verloren, ist seit 22 Partien sieglos. Der letzte Erfolg gelang im Mai 2018 im Ausweichstadion in Wr. Neustadt. Damals unter Trainer Letsch, der jetzt den Gegner coacht. Das Gefühl eines Austria-Sieges gegen Salzburg kennt nur Dominik Fitz.
Restprogramm: Salzburg (a), Rapid (h), WAC (a), BW Linz (h)
Sturm Graz
Die Steirer waren in der Meistergruppe ungeschlagen und auf bestem Wege Richtung Titelverteidigung – bis es zuletzt zwei Mal gegen die Austria ging. Die Veilchen fügten Sturm zwei schmerzhafte Niederlagen zu, plötzlich liegt man nur noch auf Platz zwei. Den Titel hat man nicht mehr in der eigenen Hand. Die bitteren Pleiten seien laut Coach Jürgen Säumel aber analysiert und abgehakt, mit einem Sieg am Sonntag gegen BW Linz (14.30/Sky) will man zurück in die Erfolgsspur. Allerdings gehen dem Trainer die Stürmer aus. Böving und Grgic sind gesperrt, Jatta und Mayulu verletzt.

Wird die große Stärke der Grazer zur Schwäche? Denn eigentlich macht Sturm seinem Namen alle Ehre, erzielte mit 59 Treffern die meisten in der Liga. Coach Säumel bleibt trotz der Ausfälle gelassen: „Es ist der Weg von Sturm, jungen Spielern ihre Chance zu geben, genau das wird auch jetzt wieder der Fall sein – ich habe vollstes Vertrauen.“ Der 20-jährige Belmin Beganovic steht vor seinem Startelf-Debüt. Säumel: „Wir müssen trotz personeller Veränderungen unser Spiel auf den Platz bringen.“
Restprogramm: BW Linz (a), Salzburg (h), Rapid (a), WAC (h)
WAC
Die breiteste Brust im Titel-Finish hat zweifelsfrei der WAC. Mit dem Triumph im Cup-Finale hat man den ersten Titel in der Vereinsgeschichte geholt – und der macht Lust auf mehr. Das Double ist möglich – und wäre die größte Sensation in der Bundesliga-Geschichte. Das aktuelle Formbarometer spricht für die Kärntner, die in der Meistergruppe als einziges Team ungeschlagen sind. Ende des Grunddurchgangs lag man zehn Zähler hinter der Spitze, dann kam die Punkteteilung. Mit drei Siegen und drei Remis kann der WAC die beste Bilanz in der Meistergruppe aufweisen, holte mehr Punkte (12) als die Konkurrenten im Titelkampf (je 10).

Nach den Cup-Feierlichkeiten samt Feuer am Stadiondach gilt es für Trainer Didi Kühbauer und Co., kühlen Kopf zu bewahren. „Schlafen werden die Spieler nicht viel. Es wird eng werden, aber wir schauen, dass wir ein gutes Spiel machen“, so der Coach. Druck verspüre man keinen. „Natürlich streben wir nach dem Höchsten, das ist der Meistertitel. Wenn es nicht klappt, haben wir trotzdem eine hervorragende Saison gespielt“, sagte Dominik Baumgartner.
Restprogramm: Rapid (a), BW Linz (h), Austria (h), Sturm (a)
Salzburg
Von 2014 bis 2023 gab es zehn Meistertitel in Folge, im Vorjahr ist die Serie gerissen – und heuer wird es ganz schwer, das Ruder noch herumzureißen. Zeigte die Formkurve zu Beginn des Jahres unter Trainer Letsch noch nach oben, reichte es in den jüngsten beiden Duellen gegen den WAC nur zu einem Punkt. Von Offensiv-Spektakel Marke Red Bull ist nichts zu sehen, mit 43 erzielten Treffern liegt man klar hinter Sturm und dem WAC. Ein weiteres Problem ist die mangelnde Konstanz.

Gegen die Austria wartet am Sonntag ein Alles-oder-Nichts-Spiel, nur mit einem Sieg bleibt Salzburg im Titelrennen. Die Violetten aus Wien sind jedenfalls ein gern gesehener Gast, in 76 Spielen in der Red-Bull-Ära feierte Salzburg 45 Siege, verlor nur zehn Partien. Um auch diesmal erfolgreich zu sein, müssen man laut Letsch „ein anderes Gesicht präsentieren“. Die Art und Weise, wie seine Mannschaft zuletzt aufgetreten ist, hat dem Trainer gar nicht gefallen: „Das war ein Rückfall in Zeiten ganz am Anfang des Jahres.“ Die lange Verletztenliste macht es nicht leichter, jetzt fällt auch noch Moussa Yeo (Knie) aus.
Restprogramm: Austria (h), Sturm (a), BW Linz (a), Rapid (h)
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