Dass der WAC am Ende der Saison 2024/25 noch um zwei Titel mitspielt, hätten wohl die wenigsten erwartet. Am Donnerstag spielen die Wolfsberger mit Trainer Didi Kühbauer gegen Manfred Schmid und Hartberg um den Cupsieg. In der Liga findet man sich mit drei Punkten Rückstand auf Platz drei.
Man hört gerade viel über die Titelchancen der Austria und Sturm, aber über den WAC spricht kaum jemand. Stört Sie das?
Warum soll es uns ärgern? Im Windschatten mitfahren ist wunderbar. Und wir sind Profis genug, zu wissen, dass wir nicht die besten Karten haben. Aber dass wir nach 29 Runden drei Punkte hinter dem Ersten sind, das spricht schon für meine Truppe.
Was schätzen Sie an der Arbeit beim WAC?
Die kleine Truppe. Klein von der Einwohnerzahl her und auch von den Möglichkeiten – und das meine ich nicht abwertend. Rapid und LASK sind da schon größere Klubs, aber die Arbeit bleibt dieselbe. Natürlich ist der Stresspegel bei Rapid höher, aber da habe ich mir nie viel Gedanken gemacht. Ich lese nicht Tag und Nacht, was in Foren geschrieben wird. Ich konzentriere mich mit meinem Trainerteam auf die Mannschaft.
Sie haben sicher eine Spielphilosophie, aber Sie scheinen sich flexibel an Gegebenheiten anzupassen. Stimmt der Eindruck?
Man muss sich an die Gegebenheiten anpassen. Das ist das Wichtigste am Trainerjob. Ich arbeite mit dem System, das für meine Mannschaft am besten ist. Wir haben heuer die zweitmeisten Tore geschossen. Meine Mannschaft spielt den Fußball, den sie am besten kann, und nicht den, der im Moment up-to-date ist.
Spielerstationen
Als Profi (bis 2008) spielte Kühbauer bei der Admira, Rapid (Cupsieg, Meister, Europacupfinale), Real Sociedad, Wolfsburg und Mattersburg
Es wurden oft Trainer der „alten Schule“ den sogenannten „Laptoptrainern“ gegenübergestellt. Wie viel Datentrainer muss man heutzutage schon sein?
Ich bin kein Laptop-Trainer, aber ich bin schon ein Trainer, der auf Daten schaut. Ich muss die aber nicht großartig bereden. Ich weiß von jedem Spieler alle Statistiken – was gut war, was schlecht war. Wichtig ist, dass wir als Trainer wissen, was wir besser machen müssen. Manche Trainer müssen das nach außen tragen, ich nicht. Die Daten sind das erste, was ich nach dem Spiel kriege, aber ich behalte sie für mich. Wenn dann aber ein Spieler meint, er spielt zu Unrecht nicht, dann zeige ich ihm das. Aber immer unter vier Augen.
Ist Ihnen wichtig, zu jedem Spieler einen eigenen Draht zu haben? Geht das überhaupt?
Ich versuche, so fair wie möglich zu sein, und Fairness bedeutet nicht immer dasselbe für jeden Spieler. Ein Spieler ist extrovertiert, der andere introvertiert. Aber diese persönliche Schiene beeinflusst mich nicht in der Entscheidung, wer spielt. Ich will den Spieler spielen lassen, der es am besten macht. Es ist mir schon sehr wichtig, den Spielern das Gefühl zu geben, dass wir nur gemeinsam etwas schaffen können. Am Tag nach dem Spiel – nicht am Spieltag – wird Klartext geredet. Das kann manchmal hart sein. Aber dann ist es auch erledigt. Ich brauche den Spieler ja nächste Woche wieder. Die menschliche Linie ist mir schon sehr, sehr wichtig.
Kühbauer mit Thierno Ballo: "Die menschliche Linie ist mir schon sehr, sehr wichtig."
Emotionen scheinen immer eine große Rolle in Ihrer Karriere gespielt zu haben ...
Das hat sich aber geändert. Du wirst immer wieder auf das eine reduziert. Ich habe mich da verändert. Das ist einerseits gut, andererseits zeige ich manchmal nicht mehr meine wahren Emotionen. Zumindest nach außen nicht. Ich habe immer versucht, so ehrlich wie möglich zu sein. Aber dann hat man ein Image und das werde ich mein Leben lang nicht mehr ändern. Ganz gleich, ob ich jetzt ein komplett anderer bin als vor zehn Jahren.
Hat die Öffentlichkeit ein falsches Bild von Ihnen?
Die, die mich kennen und mit mir zusammengearbeitet haben, wissen ganz genau, wie ich bin. Öffentlich war ich immer das „Enfant Terrible“, obwohl ich es seit Jahren gar nicht mehr bin. Auch wenn ich jetzt nach sieben Jahren wieder eine Gelb-Rote gekriegt habe – an der ich aber keine Minute schuld war, möchte ich sagen. Mir ist einfach wichtig, dass die Familie damit kein Problem hat. Ich bin im Privatleben ein anderer Mensch. Aber im Fußball gehören Emotionen dazu, die werden uns eh genommen mittlerweile, da musst du kontrolliert sein. Deshalb bin ich nach dem Spiel der erste, der in der Kabine ist, um erst einmal runterzukommen. Weil sonst würde ich oftmals jeden Spieler drücken und abbusseln.
Meine Co-Trainer sind jünger und die müssen bei der Hösche im Training mitspielen – weil, wenn sie eine Gurke kriegen, hab ich eine Riesenfreud’ damit.
von Didi Kühbauer
über die kleinen Freuden im Trainerleben
Ist Ihnen diese Umstellung schwer gefallen?
Nein, man verändert sich ja als Mensch. Jetzt freue ich mich genauso wie vor zehn Jahren. Aber in der Kabine oder mit dem Trainerteam. Ich muss nicht immer draußen mithüpfen.
Beim Feiern nicht, aber wie viel machen Sie beim Training noch selbst mit? Bei der Hösche noch dabei?
Nein, nicht einmal das mehr. Es würde noch reichen, aber ich glaube, irgendwann muss man sich verabschieden. Meine Co-Trainer sind jünger und die müssen mitspielen – weil, wenn sie eine Gurke kriegen, hab ich eine Riesenfreud’ damit.
Ihr Name fällt aktuell auch, wenn es darum geht, den nächsten Rapid-Trainer zu suchen. Ihr Herzensverein ist auf der Suche, können Sie sich vorstellen, dort wieder zu arbeiten?
Ich habe dort eine sehr schöne, sehr erfolgreiche Zeit gehabt. Wir waren immer im Europacup und haben dort auch überwintert – mit weitaus schwierigeren Gruppen. Es war eine gute Zeit. Aber es ist so, wie es ist. Ich bin Trainer vom WAC. Und deshalb stelle ich mir die Frage nicht. Ich glaube, dass wir es gut gemacht haben. Ich hätte mir die Mittel und die Kadergröße gewünscht, die sie jetzt haben. Dennoch haben wir das Beste herausgeholt. Salzburg war in dieser Zeit zu stark.
Zusammengefasst: Sie schließen nicht aus, dass es irgendwann eine Rückkehr nach Hütteldorf gibt, aber es ist nichts, über das Sie jetzt nachdenken wollen?
Nein, das wäre der falsche Zugang. Ich bin Trainer vom WAC. Rapidler werde ich immer bleiben. Und dass das möglicherweise einmal wieder sein wird, da hätte ich nichts dagegen. Aber ich würde mich nicht ins Spiel bringen. Ich lasse meine Leistungen sprechen. Alles andere kann ich nicht beeinflussen.
Zurück zum WAC: Was machen Sie, wenn Sie das Double gewinnen?
(Denkt nach.) Da fehlen mir die Worte. Ich würde mich tätowieren lassen ... Nein, das würde ich nicht. Aber mir fällt auch wirklich nichts dazu ein. Das wäre überirdisch! Wir schauen jetzt mal, dass wir am Donnerstag ein gutes Spiel machen. Und dann werden wir am Sonntag gegen Rapid auch ready sein.
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