Dazu muss man zunächst die Veränderung des Bezirks sehen. Wer vor 50 Jahren dorthin zog, wohnte neben Fabriksruinen und die Schulkollegen hießen Mustafa, Zivomir oder Orhan.
Doch nach und nach schwappte die Bobo-Welle vom Naschmarkt über Margareten. Statt ständig wechselnder Geschäfte gibt es nun Bio-Hofläden wie "Mein Klang", ein veganes Eisgeschäft "Veganista" oder trendige Pizzerien wie die "Randale". Treffpunkt vieler (auch deutscher) Studenten ist das Lokal "Propeller" in der Krongasse. Einer der Stammgäste hier ist - Michael Luxenberger, der aus Balingen, Baden-Württemberg, stammt und 2017 in den 5. Bezirk zog, wo die Nachbarn jetzt Karl oder Kai-Uwe heißen.
Bezirksvorsteherin Silvia Jankovic hatte den richtigen Riecher und wollte die Verkehrshölle Margaretenplatz zum Bobo-Viertel umbauen. Doch sie wurde kurz vor der Wahl abgesägt, die Umgestaltung verschoben.
Ein Elfmeter für die Grünen auf ein leeres Tor. Im Wochenrhythmus wurde die Bewohner per Postwurfsendungen mit Plänen für einen begrünten Margaretenplatz bombardiert, während SPÖ-Kandidat Christoph Lipinski auf Tauchstation ging und nicht einmal auf eine Interview-Anfrage reagierte.
Während der rote Wahlkampf so unterirdisch stattfand wie der momentane Bau der U2/U5, versprach der karenzierte HTL-Lehrer Luxenberger "Vogelgezwitscher statt Durchzugsverkehr". Sogar die ehemalige rote Bezirksvorsteherin Susanne Schaefer-Wiehry schlug sich auf seine Seite.
"Das Grätzl um den Margaretenplatz soll zum grünen, pulsierenden Herzen Margaretens werden, mit mehr Platz für die Menschen, sicheren Radwegen und mehr Begrünung. Wir werden uns die Umfrageergebnisse genau anschauen und so viele Wünsche wie möglich in die Planungen für einen Umbau des Grätzls um den Margaretenplatz einfließen lassen", kündigt Luxenberger als Ziel für seine Amtszeit an.
"Und es gibt zum Beispiel ein Bedürfnis der Anwohner der Franzensgasse, die Schmalstellen, wo Müllabfuhr, Rettung und Feuerwehr immer hängenbleiben, umzubauen und zu begrünen. Als Bezirksvorsteher will ich hier eine Verbesserung herbeiführen. Solche Anliegen der Menschen gibt es viele, etwa auch in der Zentagasse und Ramperstorffergasse."
Für die Grünen werden die innerstädtischen Bezirke jedenfalls zu einer Bank. Neubau und die Josefstadt wurden bereits erobert, Margareten kam nun dazu. In Mariahilf fehlten lediglich 163 Stimmen, und auch in der Leopoldstadt, der Landstraße, Wieden und am Alsergrund liegen sie im Bezirk auf dem zweiten Platz.
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