Sensation in Margareten: Erstmals Grüner Bezirksvorsteher

Sensation in Margareten: Erstmals Grüner Bezirksvorsteher
Rund 2000 EU-Bürger drehten das Wahlergebnis noch im letzten Moment zugunsten von Michael Luxenberger.
  • Michael Luxenberger wurde als erster Grüner Bezirksvorsteher in Margareten gewählt. 
  • Der Farbwechsel im Bezirk wird auf die umstrittene Verschiebung der Neugestaltung des Margaretenplatzes durch die SPÖ zurückgeführt.
  • Die Grünen verteidigten ihre Hochburgen in weiteren Bezirken Wiens und erzielten in Margareten einen historischen Wahlsieg.

In Wien-Margareten war das Rennen um die Bezirksspitze hochspannend bis zur letzten Sekunde. Nach der Auszählung der Wählerstimmen von Sonntag Abend lag zwar die SPÖ um drei Prozentpunkte mit insgesamt fast 33 Prozent voran, allerdings wurden am Montag noch rund 2000 Stimmen von EU-Bürgern ausgezählt. Eine Foresight-Hochrechnung wies bereits auf einen Farbwechsel und eine mögliche Überraschung hin. 

Der Grüne Spitzenkandidat Michael Luxenberger hoffte deshalb noch auf eine Trendwende, und erst am Montagabend war klar, dass die Grünen im Fotofinish tatsächlich vorne liegen. Mit 32,5 zu 31 Prozent am Ende sogar deutlicher als erwartet. 

Sensation in Margareten: Erstmals Grüner Bezirksvorsteher

Noch-Bezirksvorsteherin Jankovic am Margaretenplatz

"Wir freuen uns über die vierte Grüne Bezirksvorstehung in Wien. Die Grünen Margareten mit Spitzenkandidat Michael Luxenberger haben im Bezirk auf die richtigen Themen gesetzt: Der U-Bahn-Bau als Chance und Wendepunkt, um den Bezirk grundlegend zu verändern“, gratulieren die beiden Parteivorsitzenden der Grünen Wien, Judith Pühringer und Peter Kraus, dem künftigen Bezirksvorsteher Michael Luxenberger. 

Der 33-Jährige lebt seit 2017 im Bezirk. „Margareten ist ein Rohdiamant, der noch den richtigen Schliff braucht. Jetzt gilt es, die Chancen, die buchstäblich auf der Straße liegen, zu nutzen, um den Durchzugsverkehr in den Wohngrätzeln zu beenden und mehr Grünraum zu schaffen. Wir wollen das gemeinsam mit den Margaretnern machen“, so Luxenberger. "Das Grätzl um den Margaretenplatz soll zum grünen, pulsierenden Herzen Margaretens werden, mit mehr Platz für die Menschen, sicheren Radwegen und mehr Begrünung. Auch der Siebenbrunnenplatz und die Obere Reinprechtsdorfer Straße sollen umgestaltet werden."

Der in Deutschland geborene und in Kärnten aufgewachsene Michael Luxenberger studierte Lehramt für Geografie und Englisch in Graz und absolvierte den Master für Tourismusmanagement an der Fachhochschule Wien. Er arbeitete als Lehrer und Lektor in Graz und Wien. Er ist seit 2019 bei den Grünen Margareten und seit 2023 Bezirksobmann.

SPÖ tauschte vor der Wahl den Spitzenkandidaten aus

Der dicht besiedelste Wiener Bezirk wird damit als einziger die Farbe wechseln. Heißes Thema im Wahlkampf war unter anderem die Neugestaltung des Margaretenplatzes, die von der SPÖ auf nach der Wahl verschoben wurde. Die Umgestaltung sorgte für breite Kritik im Bezirk und dürfte den Grünen Rückenwind verschafft haben. Für die SPÖ wurde dies jedoch zum veritablen Desaster. 

Auch wurde unmittelbar vor der Wahl bereits zum zweiten Mal die amtierende Bezirksvorsteherin (Silvia Jankovic) als Spitzenkandidatin ausgetauscht. Über die genauen Ursachen hielt sich die SPÖ bedeckt. Diese Rochade ging nun nach hinten los. 

Die ehemalige rote Bezirksvorsteherin Susanne Schaefer-Wiery kündigte schließlich via KURIER an, dass sie die Grünen unterstützt und nicht den SP-Kandidaten Christoph Lipinski. Margareten hatte seit 1945 stets eine rote Mehrheit, die Grünen sahen den Bezirk dennoch von Beginn an als Hoffnungsbereich für einen Wechsel. Auch Wahlkampfbudget wurde offensichtlich dafür verstärkt aufgewendet, die Margaretner erhielten mehrfach Wahlkampf-Broschüren per Post - darunter auch einen Brief aus einer (natürlich Grünen) Zukunft. Diese gibt es nun tatsächlich. 

Bereits abgeschlagen liegt die FPÖ im Bezirk auf Platz 3 mit rund zwölf Prozent. ÖVP, Neos und KPÖ erreichten jeweils sechs bis neun Prozent. SÖZ und die Liste Strache blieben unter einem Prozent. Insgesamt gab es 37.178 Wahlberechtigte. 

Die Grünen verteidigten jedenfalls erfolgreich ihre Hochburgen im 7. Bezirk (Neubau), 8. Bezirk (Josefstadt) und 18. Bezirk (Währing). In Mariahilf verfehlten sie den Wahlsieg lediglich um 163 Stimmen.

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