Franziskus-Nachfolge: Warum Österreich bei der Papst-Wahl keine Rolle mehr spielt

Am 22. Jänner wurde Kardinal Christoph Schönborn 80 Jahre alt – und mit diesem Tag nahm der Papst auch seinen Rücktritt als Wiener Erzbischof an. Ebenfalls mit diesem Tag erlosch auch sein Recht zur Teilnahme an einem Konklave. Und da Schönborn Österreichs einziger Kardinal ist, wird an der nun bevorstehenden Wahl eines Nachfolgers für Papst Franziskus kein Österreicher teilnehmen.
Im Übrigen machte Schönborn bei seiner Abschiedspressekonferenz auch klar, dass er nicht damit rechnet, dass sein Nachfolger wieder zum Kardinal ernannt wird. Dies freilich damals noch mit Blick auf Franziskus und dessen Praxis, eher Bischöfe aus der Peripherie mit Purpur auszuzeichnen. Ob sich das unter einem künftigen Pontifex ändert, bleibt abzuwarten.
Traditionell war jedenfalls der Sitz des Wiener Erzbischofs mit der Kardinalswürde verbunden. In die Amtszeit von Schönborns Vorgänger, Kardinal Hans Hermann Groër (1986–1995) fiel kein Konklave. Dessen Vorgänger jedoch, der legendäre Kardinal Franz König (1956–1985) nahm an drei Konklaven teil: 1963 (Wahl von Paul VI.) sowie zweimal 1978 (Johannes Paul I. und Johannes Paul II.). Nicht jedoch an jenem von 1958 (Johannes XXIII.) – da amtierte König zwar schon als Wiener Erzbischof, war aber noch nicht Kardinal.
Papabile – Papstmacher
König galt 1978 selbst als „papabile“, dürfte aber seinerseits im Hintergrund die Fäden zugunsten des Krakauer Erzbischofs Karol Wojtyła gezogen haben, der dann auch als Johannes Paul II. aus dem Konklave hervorging – es sollte das zweitlängste Pontifikat (1978–2005) der Kirchengeschichte werden (nach jenem von Pius IX.; 1846–1878).
Beim Konklave 2005 zählte dann Schönborn zu jenen, die als Favoriten genannt wurden. Dem schlussendlich gewählten Kardinal Joseph Ratzinger (Benedikt XVI.) war Schönborn freundschaftlich und auch geistig-theologisch verbunden. 2013 nahm Schönborn dann wiederum am Konklave teil – gewählt wurde Kardinal Jorge Mario Bergoglio (Franziskus). Aus dieser Zeit datiert auch ein vielzitierter Satz der damals schon hochbetagten Mutter Schönborns, Eleonore Schönborn (1920–2022): „Das ist nichts für meinen Buben“, meinte sie zu Spekulationen, ihr Sohn könnte zum Pontifex maximus avancieren. Dafür sei er „viel zu gütig“, außerdem würde sie ihn dann ja kaum noch sehen …
Ein weiterer österreichischer Kardinal war Alfons Stickler (1910–2007), Bibliothekar im Vatikan, der jedoch beim Konklave 2005 die Altersgrenze längst überschritten hatte.
Schönborn wäre übrigens womöglich nicht der erste österreichische Papst geworden: Gregor V. (996–999), zuvor Bruno von Kärnten, soll 972 in Stainach (damals Herzogtum Baiern, heute Steiermark, wo sein Vater, Herzog von Kärnten, einen Herrschaftssitz besessen haben könnte) geboren worden sein. Er wurde mit 24 Jahren von seinem Cousin, dem 16-jährigen Otto III., eingesetzt – dafür krönte er diesen dann zum Kaiser.
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