Was vom "größten Faschistentreffen Europas" in Kärnten geblieben ist

GEDENKVERANSTALTUNG ANL. 70. JAHRESTAG DES MASSAKERS AN KROATISCHE USTASCHA-KÄMPFER
Das umstrittene kroatische Gedenken an die 1945 von Titos Partisanen getöteten Nazi-Kollaborateure in Bleiburg wurde verboten. Thema ist es trotzdem noch immer.

Nachdem die deutsche Wehrmacht am 8. Mai 1945 kapituliert hatte, war der Krieg offiziell vorbei. Sterben und Leid aber gingen in Nachkriegsverbrechen weiter. Eins der kontroversesten historischen Themen in Europa sind die Massentötungen, welche die kommunistischen Partisanen des späteren jugoslawischen Präsidenten Josip Broz Tito in den Tagen danach an ihren Kriegsgegnern verübten. An den tatsächlichen, und den vermeintlichen.

Zehntausende Kroaten – wie viele genau, das ist einer der Streitpunkte – und mehrere Tausend Slowenen, Serben und Montenegriner flohen damals aus Angst vor den Kommunisten nach Österreich. Sie waren Nazi-Kollaborateure: Anhänger der faschistischen Ustascha, der slowenischen Heimwehr, der serbischen Tschetniks. Aber auch Zivilisten befanden sich darunter. 

Ihr Ziel war es, sich den Briten zu ergeben. Die aber wiesen die Kolonne auf dem Loibacher Feld in Bleiburg in Kärnten ab, schickten sie zurück nach Jugoslawien. Das Morden begann. Die Vergeltungsmaßnahmen der Tito-Partisanen in den darauffolgenden Tagen forderten glaubwürdigen Quellen zufolge 50.000 bis 70.000 Todesopfer. Prozesse dürfte es kaum gegeben haben.

Verzerrt, verglichen, instrumentalisiert 

Dass diese grausamen Racheakte stattgefunden haben, ist belegt. Bis heute werden die Tötungen aber auch politisch instrumentalisiert und verzerrt, um Faschisten als wehrlose Opfer der Kommunisten darzustellen – befeuert von rechten Kräften in Kroatien. Manche vergleichen etwa die Morde, die in Bleiburg ihren Anfang nahmen, mit jenen im kroatischen Konzentrationslager Jasenovac und versuchen, diese Verbrechen damit gleichzusetzen. 

Die Ustascha und mit ihnen das Thema Bleiburg spielten einerseits während der Jugoslawien-Kriege der 90er-Jahre wieder eine größere Rolle. Jedoch ebenso im vergangenen Vierteljahrhundert. Politiker, darunter Regierungsmitglieder wie der ehemalige Kulturminister Zlatko Hasanbegović von der rechtskonservativen Partei HDZ, reisten etwa in den 2010er-Jahren immer wieder in den kärntnerischen Ort, um dort Wahlkampf zu betreiben. Auch sie erwähnten Jasenovac. 

"Das größte Faschistentreffen Europas"?

Unter anderem deshalb berichteten Medien auf dem Balkan bis vor ein paar Jahren jeden Mai prominent über die „Tragödie von Bleiburg“, obwohl die Morde dort gar nicht stattgefunden haben. Und immer zur Monatsmitte wurde auf dem Loibacher Feld eine höchst umstrittene kroatische Gedenkfeier für die Opfer abgehalten, die auch Rechtsextreme und Nationalisten aus dem Nachbarland anzog. 2015 sollen gar 30.000 Menschen dabei gewesen sein. Kritiker und Journalisten sprachen vom „größten Faschistentreffen Europas“. 

Ob es das war, sei schwer zu beurteilen, sagt Vjeran Pavlaković. Der Geschichtsprofessor an der Universität Rijeka forschte zu den Geschehnissen in bzw. nahe Bleiburg und war selbst mehrfach bei den Gedenktreffen, um sie zu beobachten. Er nahm drei verschiedene Bleiburg-Veranstaltungen” in einem wahr.

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