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Inseln, Hotels, EU-Gegner: Wie die Trumps am Balkan Geschäfte machen

Inseln, Hotels, EU-Gegner: Wie die Trumps am Balkan Geschäfte machen
Der älteste Sohn des Präsidenten führt auch dessen Firmenimperium – und pflegt in Europa gute Kontakte. Die EU ist den Trumps da auch geschäftlich im Weg

Reine Privatangelegenheit! US-Reporter, die in den vergangenen Tagen beim Weißen Haus mit Fragen vorstellig wurden, gingen leer aus. Die Reise von Donald Trump junior, dem ältesten Sohn des US-Präsidenten, sei rein geschäftlich und habe mit US-Politik nichts zu tun. 
Ansichtssache, schließlich umgibt sich ein Präsidentensohn, der noch dazu für den Papa das Familienunternehmen führt, auch  mit politisch einflussreichen Leuten.  Bemerkbar machte sich das schon am Freitag, auf der ersten Station der rund einwöchigen Europa-Tour des  47-Jährigen.  In Budapest wurde Trump von Peter Szijjarto erwartet, Ungarn Außenminister und enger Vertrauter von Premier Viktor Orbán.


Gemeinsam gegen die EU

Der gilt ja ohnehin als Verbindungsmann des rechten Europa nach Washington. Orbán darf sich bei seinem Kurs als deklariert pro-russischer Quertreiber unter den EU-Mitgliedern auf die Unterstützung Trumps verlassen. „Wann tretet ihr endlich aus der EU aus?“, habe ihn der Präsident im persönlichen Gespräch mehrfach gefragt, plauderte Orbán vor Kurzem gegenüber Reportern aus. 


Dass der Sohn  in Ungarn, aber auch  in den anderen Hauptstädten Osteuropas   nicht nur politische, sondern auch wirtschaftliche Entscheidungsträger trifft, dafür sorgt ein langjähriger enger Vertrauter des Vaters: Richard Grenell.  Der war schon in Trumps erster Amtszeit als   Verbindungsmann auf dem Balkan unterwegs – und  darf sich jetzt „Sondergesandter für Sondermissionen“ nennen. Eine dieser Sondermissionen sind offensichtlich Geschäfte mit einem ungarischen Telekom-Unternehmen, dessen  Besitzer zu Orbáns engstem Freundeskreis zählt. 


Hotels und Inseln als Trump-Projekte

Wie schon Trump selbst sind auch der Sohn und der Rest der Familie eigentlich bevorzugt im Immobiliengeschäft unterwegs. Wenn also Donald junior von Budapest nach Belgrad reist, dient das wohl auch den Interessen seines Schwagers Jared Kushner. Der plant im Stadtzentrum von Belgrad einen Hotelkomplex der Luxusklasse – und zwar in  einer früheren Zentrale des Militärs, die  einst, 1999, von NATO-Bombern beschädigt wurde. 
Doch  politische Konflikte sollen die Trump-Geschäfte nicht stören, auch nicht die aktuellen. Serbiens Präsident Aleksandar Vučić sorgt derzeit für  Verärgerung in Brüssel, erstens weil er seine Beziehungen zu Russland pflegt und zweitens weil sein autoritärer Führungsstil seit Wochen für Massenproteste  sorgt.  Der EU-Beitritt, für den sich Serbien  bewirbt, gilt deshalb derzeit als aussichtslos.  


Allzu schnell wollen die Trumps  die Länder auf dem westlichen Balkan ohnehin nicht in der EU sehen.  Kushner baut nicht nur in Belgrad, sondern auch in Albanien. Dort  ist er dabei, eine ehemalige Militärbasis auf einer Insel in der Adria zu kaufen, um auch dort einen Hotelkomplex zu bauen. 
Die Regierung in Tirana werde jedenfalls von Trump und  dessen Vertrauten dazu gedrängt, sich doch mit dem EU-Beitritt etwas Zeit zu lassen: Das erfuhr der KURIER von  hochrangigen Vertretern mehrerer EU-Institutionen.  


Wenn es darauf ankommt, schlagen sich die Trumps auf die Seite der EU-Gegner, etwa in Rumänien, wo Anfang Mai Präsidentenwahlen stattfinden.  Der erste Versuch im  November war gescheitert, weil der  Sieger der ersten Runde, ein EU-Gegner am rechten politischen Rand, offensichtlich  Wahlkampf-Spenden aus dubiosen Quellen erhalten hatte. Während die EU  die Annullierung der Wahl begrüßte, sprach die Trump-Regierung von einer Attacke gegen Demokratie und Meinungsfreiheit. Einer der Wortführer dabei: Trump junior.
Der jedenfalls kommt  jetzt, wenige Tagen vor den Wahlen, auch nach Bukarest.  Auch diesmal ist der Favorit ein EU-Gegner vom rechten Rand und auch diesmal dürfte Trump an ihm Gefallen finden. Schließlich nennt George Simion, der ebenfalls als Russland-nah gilt, bei jeder Gelegenheit den US-Präsidenten als sein Vorbild. 
Ob sich  Trump junior für ein Treffen mit Simion Zeit nimmt, ist vorerst nicht bekannt. Auch in Bukarest dient die Reise – wenn auch am Vorabend einer Richtungswahl – offiziell geschäftlichen Interessen.  Es seien private Treffen mit Geschäftspartnern und Investoren geplant, hieß es aus der Trump-Firmenzentrale.   Rumäniens  seit der  gescheiterten Wahl ohnehin wackelige Regierung bemüht sich seit Monaten um Aussöhnung mit Trump.  Der Sohn aber hat   trotzdem keine Treffen mit ihren Vertretern geplant. Schließlich ist alles ja  reine Privatsache.

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