Ein Gedenken mit Rissen

"FEST DER FREUDE": "GEMEINSAM FÜR EIN NIEMALS WIEDER" - ZUM GEDENKEN AN DIE OPFER UND DIE FREUDE ÜBER DIE BEFREIUNG VOM NATIONALSOZIALISMUS
Im Umgang mit dem Erinnern an das Ende des Zweiten Weltkriegs und die Geburt der Zweiten Republik zeigt unserer Demokratie, wie unreif sie noch ist.
Martin Gebhart

Martin Gebhart

Für das Selbstverständnis der Republik sind es entscheidende Tage: das Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkriegs, welches auch das Ende der Nazi-Herrschaft bedeutete, und die Geburt der Zweiten Republik. Darauf fußt unser politisches und gesellschaftliches Leben. Umso wichtiger ist es, dass diese Jahrestage genutzt werden, um das Geschehen vor 80 Jahren in Erinnerung zu rufen. Als deutliche Warnung, was passiert, wenn die Unmenschlichkeit zur Staatsdoktrin erklärt wird und die Massen einem mörderischen Regime hinterherlaufen.

Seit Tagen folgt eine Gedenkveranstaltung auf die andere. In der Wiener Hofburg, im Bundeskanzleramt, im KZ Mauthausen oder auf dem Wiener Heldenplatz. Die Botschaft der vielen Rednerinnen und Redner ist immer die gleiche: „Nie wieder“. Und man müsste eigentlich die Gewissheit haben, dass diese zwei Worte in Österreich die offiziellen politischen und gesellschaftlichen Gruppierungen über alle ideologischen Grenzen hinweg einen. Aber es sind genau diese Feiern, die zeigen, dass der Umgang mit dieser Geschichte noch immer nicht ohne Ressentiments und Aversionen stattfinden kann.

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