Wo könnte der ESC in Österreich stattfinden?
1967 ging der Song Contest nach Udo Jürgens' Sieg mit "Merci, Chérie" zum ersten Mal in Österreich über die Bühne, nämlich im Großen Festsaal der Wiener Hofburg. Für einen Vergleich besser eignet sich aber wohl die zweite Austragung 2015 in Wien. Bereits kurz nach Conchitas Sieg brachten sich mehrere Veranstalter in Stellung, von der Wiener Stadthalle über die Messe Wien bis zum Austria Center Vienna. Alle Bundesländer bis auf Salzburg wollten den ESC ausrichten (dem ÖVP-Landeshauptmann Wilfried Haslauer zufolge passte die Veranstaltung nicht zum "Kulturprofil des Landes") .
Der Klagenfurter Bürgermeister Christian Scheider (damals FPÖ) brachte etwa das Wörthersee-Stadion ins Gespräch - auf die Frage, wie man das Problem lösen wolle, dass das Stadion nicht überdacht ist und eine Regenfront den Event stören könnte, meinte Scheider damals, über die Details müssten sich Experten Gedanken machen. Der damalige Landeshauptmann des Burgenlands, Hans Niessl (SPÖ), wiederum warb für die Austragung des Song Contest 2015 "in unserer Stadt der Vielfalt, in Oberwart". Am Ende entschied es sich zwischen Wiener Stadthalle, Grazer Stadthalle und Olympiaworld Innsbruck.
Geworden ist es die Bundeshauptstadt. Ob der ESC wieder in Wien stattfinden könnte? In die Stadthalle musste bereits 2015 investiert werden, die geplante neue Eventhalle in Wien-St. Marx wird bis zum 70. Song Contest nicht fertig sein.
Was kostet das?
Billig ist so ein Song Contest nicht. Das weiß auch ORF-Programmdirektorin Stefanie Groiss-Horowitz, die sich im APA-Gespräch vollends beglückt angesichts des Sieges zeigte: "Bei allem Aufwand, den das für den Sender bedeutet, darf man nicht antreten, wenn man sich das ersparen will." Jetzt müsse man eben alles zusammenkratzen, was finanziell vorhanden sei, und werde auch mit einem Klingelbeutel durch die Lande ziehen.
Der damalige ORF-Unterhaltungschef Edgar Böhm sagte kurz nach Conchitas Sieg: "Das ist ein Riesentschoch und eine Riesenverantwortung." Bereits am Montag nach dem Finale musste die Arbeit beginnen, um das größte Musikevent der Welt zu stemmen.
Wien veranschlagte die Ausgaben mit rund 11,7 Millionen Euro, davon 8,89 Millionen Euro für die Adaptierung und Nutzung der Stadthalle. Die Finanzmittel umfassten u. a. die Basismietkosten inklusive Personal, Energie und Reinigung bzw. die gemäß dem Anforderungskatalog der European Broadcast Union (EBU) notwendigen - und mit dem ORF vereinbarten - Investitionen. Auch Abschlagszahlungen an Veranstalter, deren Events verschoben oder abgesagt werden mussten, waren darin enthalten. Laut Stadt blieb man um mindestens 800.000 Euro unter der veranschlagten Summe. Auch die Ausgaben des Stadt Wien Marketings seien letztendlich unter dem budgetierten Rahmen von 1 Mio. Euro geblieben.
Der damalige ORF-General Alexander Wrabetz verkündete nach dem ESC ebenfalls, dass man "klar" unter dem Budgetziel von 15 Millionen Euro geblieben sei. Dennoch kein kleiner Posten, zumal der ORF gerade ordentlich sparen muss.
Der ESC kostet aber nicht nur - er bringt auch Geld und Werbung für das Land: Die Bruttowertschöpfung wurde vor dem Event 2015 vom Institut für Höhere Studien (IHS) mit 38,1 Millionen Euro beziffert, für Wien mit rund 27,8 Mio.
Und natürlich gibt es noch eine Option: Das Siegerland muss den ESC nicht zwingend veranstalten. So haben Länder meist wegen der hohen Kosten auf die Ehre verzichtet. Die Niederlande (1960), Frankreich (1963), Monaco (1972) und Luxemburg (1974) ließen Großbritannien ran; Israel überließ 1980 den Niederlanden den ESC. Wegen des Angriffskriegs auf die Ukraine hostete Großbritannien vor zwei Jahren den Bewerb.
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