Und mehr noch: Bei den Fototerminen setzte er sich nicht zu seinen Verhandlern – sondern selbstbewusst an den Kopf des Tisches. Die Genossen an seiner rechten Seite; die jeweiligen „Gäste“ zu seiner Linken. So weiß auch sicher jeder gleich, wer hier der Chef ist.
Landesparteipräsidium am Montag
Wie es weitergeht, das wird Ludwig – ganz in Chef-Manier – auch erst morgen, Montag, seinen eigenen Parteimitgliedern mitteilen: Die Entscheidung auf einen Partner, mit dem die SPÖ nun in vertiefte Verhandlungen treten will, ist zwar bereits gefallen. Selbst hochrangige Funktionäre tappten am Sonntagabend aber noch im Dunklen.
Sie erfahren beim Landesparteipräsidium am Montag um 10 Uhr, mit wem künftig koaliert werden soll. Direkt nach der Sitzung wird Ludwig gegen 12.30 Uhr vor die Medien treten. Von seiner Entscheidung informiert hat Ludwig vorab nur einen kleinen Kreis an Vertrauten. Wer ganz sicher dazu zählt: Barbara Novak. Die rote Landesparteisekretärin ist seit Jahren an der Seite Ludwigs – selten aber so offensiv wie in den vergangenen Tagen, an denen die beiden den Paarlauf probten.
Novak, die auch zum roten Sondierungsteam zählte, könnte nun endlich jene innerparteiliche Aufwertung erfahren, auf die so viele politische Beobachter schon seit Jahren warten: Sie hat für Ludwig bereits zwei Wien-Wahlen geschlagen – und gewonnen. Nun gilt sie als heißeste Anwärterin auf den Posten des mächtigen Finanzstadtrats.
Hanke wechselte in den Bund
Der einstige Amtsinhaber Peter Hanke verließ die Stadtregierung ja in Richtung Bund, wo er nun Verkehrsminister ist. Dass Hanke nur zögerlich ging, ist weithin bekannt. Dass Novak zu jenen gehörte, die ihn hinter den Kulissen eifrig weggelobt haben sollen, wird in SPÖ-Kreisen zumindest erzählt.
Novaks Karriereschritt ist überfällig: Eigentlich wollte der Bürgermeister schon zur Halbzeit der vergangenen Legislaturperiode sein Team umbauen und Novak in die Stadtregierung holen. Die Corona-Pandemie machte ihm – oder genau gesagt: Novak – einen Strich durch die Rechnung.
Bisher hält die Parteimanagerin, die seit 2001 im Gemeinderat sitzt, in einem Bezirk die Stellung, in dem sich die SPÖ traditionell schwertut: in Döbling. Von dort kennt sie auch den türkisen Chefverhandler Daniel Resch, der seit 2018 Bezirksvorsteher ist. Das Verhältnis der beiden wird als eher professionell-distanziert beschrieben.
Nachfolgerin für Gaal oder Sima?
Gehandelt wurde Novak zwischenzeitlich auch als Nachfolgerin für die farblose Wohnbaustadträtin Kathrin Gaal oder die umtriebige Verkehrsstadträtin Ulli Sima, die beide wiederum als Kandidatinnen für das frei werdende Amt der Landtagspräsidentin gehandelt werden. Beide Optionen bestehen weiter, Novak dürfte aber auf das prestigeträchtigere Finanzressort spitzen.
Entscheidend wird auch sein, welche Posten die SPÖ an den Koalitionspartner abtreten muss. Fällt die Wahl auf die Neos, werden diese wohl weiter das Bildungsressort besetzen. Grüne und ÖVP dürften – so hört man – jeweils Interesse an den Infrastruktur- und Verkehrsagenden haben.
Interner Konkurrent
Und dann gibt es da auch noch einen internen Konkurrenten, der Novak die Finanzagenden strittig machen könnte: Zuletzt war in roten Kreisen verdächtig oft der Name Alexander Wrabetz zu hören. Der EX-ORF-General ist derzeit Rapid-Präsident und mit diesem Amt wohl nicht ausgelastet. Die Wiener SPÖ war es auch, die Wrabetz im Februar ins Rennen um den Posten des Finanzministers schickte, aber am eigenen Bundesparteichef Andreas Babler scheiterte.
Finanzstadtrat statt Finanzminister? Ein Trostpflaster könnte es sein. Dass Wrabetz beim Wahlkampffinale der Wiener SPÖ im Regen ausharrte, wird von manchem als Zeichen gewertet, dass er im Spiel ist.
Dass der Job des Finanzstadtrats angesichts der Budgetlage „wenig sexy“ sei – wie mancher Genosse anmerkt –, dürfte zumindest Novak nicht stören. Immerhin könnte er, wenn Ludwig 2030 nicht mehr antritt, ein Sprungbrett für einen ganz anderen Posten sein: jenen der ersten Bürgermeisterin Wiens. Doch das ist wirklich Zukunftsmusik.
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