Warum ist die Maul- und Klauenseuche bei Landwirten so gefürchtet?
"Die Maul- und Klauenseuche ist die gefährlichste Tierseuche, die wir kennen, weil sie hochansteckend ist", sagt Virologe Norbert Nowotny. Forschende halten es für möglich, dass theoretisch ein einziges Viruspartikel eine Infektion auslösen kann. Die Ansteckung geht vor allem von infizierten Tieren und deren Produkten, aber auch von Gerätschaften – etwa Melkapparaten – aus. "Was angesichts des aktuellen Ausbruchs für uns in Österreich ein Problem darstellen könnte, ist, dass das Virus auch Dutzende Kilometer über die Luft verfrachtet werden kann", sagt Nowotny. "Dagegen ist nahezu jede Sicherheitsmaßnahme wirkungslos."
Welche Tiere können erkranken und wie äußert sich die Erkrankung?
Erkranken können alle Klauentiere, insbesondere Rinder, Büffel, Ziegen, Schafe, Schweine und andere Paarhufer wie etwa Hirsche. Wo sich eine Infektion durch Symptome äußert, liegt im Namen der Erkrankung: "Es treten Bläschen, sogenannte Aphthen, im Maul-Bereich, an den Klauen, aber auch am Euter auf", präzisiert Nowotny.
Betroffene Tiere haben meist hohes Fieber und Schmerzen, wirken apathisch, haben keinen Appetit, auch die Milchleistung kann zurückgehen.
Warum muss der gesamte Tierbestand gekeult werden, wenn ein Tier erkrankt?
"Weil sich das Virus sonst rasant ausbreitet", sagt der Experte. Die Inkubationszeit, sprich der Zeitraum, bis nach einer Ansteckung Symptome auftreten, liegt zwischen zwei und 14 Tagen. "Insofern zeigen infizierte Tiere noch keine Symptome, tragen das Virus aber bereits in sich. Man kann es sich schlicht nicht leisten, zuzuwarten."
Gerade bei Betrieben mit großen Tierbeständen ist ein MKS-Ausbruch eine wirtschaftliche Katastrophe für die Landwirte.
Wie groß ist die Gefahr, dass das Virus nach Österreich überschwappt?
"Das ist schwer zu sagen", sagt Nowotny. Auf Bundes- und Landesebene haben die heimischen Veterinärbehörden schnell und umfassend reagiert, indem unter anderem Überwachungszonen rund um die betroffenen grenznahen Betriebe ausgeweitet wurden und alle Klauentiere in diesen Zonen kontrolliert werden. "Aktuell können wir nur hoffen, dass es so gelingt, das Virus von heimischen Betrieben fernzuhalten."
Können auch Menschen an der Maul- und Klauenseuche erkranken?
"Eigentlich nicht", sagt Experte Nowotny. Weltweit seien nur eine Handvoll Ansteckungen mit mildem Verlauf beim Menschen dokumentiert. "Und selbst die sind mit Vorsicht zu genießen." Menschen seien durch das Virus "nicht gefährdet". Insofern sei die MKS auch keine klassische Zoonose (Krankheit, die zwischen Tieren und Menschen übertragen werden kann, Anm.) wie beispielsweise die Vogelgrippe.
Könnte sich das ändern, etwa durch Mutationen des Virus?
"Nein", sagt Nowotny. Es gibt verschiedene Untergruppen des MKS-Virus, die jeweils in anderen Regionen der Welt vorherrschend sind. "Diese Serotypen sind aber relativ stabil und ich wage zu behaupten, dass sich das auch nicht ändern wird." Nach Ausbrüchen wird das Virusmaterial stets genetisch analysiert, um einschätzen zu können, aus welchen Teilen der Welt es eingeschleppt wurde.
Gibt es beim Menschen Krankheiten, die mit der Maul- und Klauenseuche verwechselt werden könnten?
Das deutsche Robert-Koch-Institut (RKI) weist darauf hin, dass die MKS aufgrund der ähnlichen Symptome öfters mit der Hand-Fuß-Mund-Krankheit (HFMK) verwechselt wird, die vor allem bei Kleinkindern häufiger vorkommt. Die Krankheiten stehen jedoch in keinem Bezug zueinander – der HFMK-Erreger kommt ausschließlich beim Menschen vor.
Kontrollmaßnahmen nach Ausbrüchen schließen auch ein Exportverbot für tierische Produkte in Länder ein, die nicht von der Seuche betroffen sind. Warum?
"Damit infizierte Lebensmittel nicht in anderen Gegenden Ausgangspunkte für neue Infektionsherde werden", sagt Nowotny. Für den Menschen würden die Produkte keine Gefahr darstellen. Derartige Maßnahmen gehen laut Nowotny auch darauf zurück, "dass man vor vielen Jahrzehnten Lebensmittelreste an Schweine verfüttert hat und dadurch neue Ansteckungsherde entstanden sind".
Es gibt Impfstoffe gegen die MKS. Warum wird in der EU nicht flächendeckend vorsorglich geimpft?
Früher sei laut Nowotny nach Ausbrüchen mittels einer sogenannten Ringimpfung um betroffene Regionen herum geimpft worden, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern. "Davon ist man aber abgekommen, weil unter den geimpften Tieren unter Umständen bereits infizierte Tiere waren, die das Virus weiter übertragen könnten. Zudem kann dann durch eine Blutuntersuchung nicht mehr zwischen infizierten und geimpften Tieren unterschieden werden."
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