Nationalbank sorgt sich weiterhin um Immobilienkredite

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Zahlungsausfälle nehmen spürbar zu, vor allem bei Gewerbeimmobilien. Generell stehen heimische Banken aber gut da.

Seit drei Jahren gelten bei der Vergabe von Immobilienkrediten strengere Richtlinien, kurz KIM-Verordnung genannt. Die Finanzbranche hat diese von Anfang an bekämpft, da sie aus deren Sicht Hypothekardarlehen zu sehr einschränkten. Der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) zufolge haben sie hingegen ihren Zweck erfüllt. „Die Ausfallquoten bei Wohnkrediten sind niedrig geblieben“, sagte dazu OeNB-Direktor Markus Schwaiger am Dienstag anlässlich der Präsentation des jüngsten Finanzstabilitätsberichts der Notenbank.

Der Anteil notleidender Kredite in dem Segment betrug demnach Ende 2024 nur noch 1,3 Prozent. „Die KIM-V hat die systemischen Risiken im Bereich der Wohnbaufinanzierung wirksam reduziert.“ Das Neugeschäft habe bereits im zweiten Halbjahr 2024 spürbar angezogen – trotz KIM und begünstigt durch sinkende Zinsen und steigende Einkommen. Die Verordnung wird Ende Juni auslaufen, aber in ähnlicher Form weitergeführt.

Auch Bau betroffen

Im Gegenzug gerät aber ein anderer Bereich ins Hauptaugenmerk der Notenbanker. Und zwar die Kredite an gewerbliche Immobilienentwickler. Der Bereich habe sich in den vergangenen Jahren „vom Musterschüler zum Sorgenkind“ entwickelt, so Schwaiger. Bereits 8,4 Prozent aller Gewerbeimmobilien-Kredite könnten nicht mehr bedient werden. 

35 Prozent aller notleidenden Gewerbekredite entfielen laut OeNB-Statistik auf Immobilien. 2020 waren es nur 13 Prozent. Ein ähnliches Bild, was die Baubranche betrifft. Hier gab es eine Verdoppelung auf 16 Prozent. Dies führte dazu, dass der Wert notleidender Kredite bei Unternehmen insgesamt auf fünf Prozent stieg, inklusive Privatdarlehen waren es drei Prozent (siehe Grafik).

Entwicklung notleidender Kredite

„Kleinere und mittlere Banken sind deutlich stärker betroffen“, stellte Schwaiger fest. Denn größere Institute seien auch in Osteuropa tätig und könnten somit Risiken besser verteilen. Insgesamt würden 47 Banken über der Marke von fünf Prozent Ausfallquote liegen, die als wesentliche Schwelle in Europa gilt.

Um der Entwicklung entgegenzuwirken, haben die Notenbanker vor einigen Monaten einen Systemrisikopuffer für gewerbliche Immokredite ab Juli angekündigt. Die nun vorgelegten Daten würden die Notenbanker in ihrer Annahme, dass der Puffer notwendig sei, bestätigen, so Schwaiger. Eine rasche Senkung der Ausfallquoten aufgrund des Puffers erwartet er aber nicht. „Bis die Quoten wieder sinken, wird eine gewisse Zeit vergehen“, auch weil das Problem nicht aktuelle Kreditvergaben seien, sondern bereits getätigte Vergaben aus der Vergangenheit.

Stabile Lage

Trotz dieser Problematik sieht OeNB-Direktor Thomas Steiner Österreichs Finanzwirtschaft „sehr stabil und gut aufgestellt“. Im europäischen Vergleich seien die Banken leicht überdurchschnittlich mit Eigenkapital ausgestattet. Dieses diene ebenso als Risikopuffer wie der im Vorjahr mit 11,5 Milliarden Euro erzielte, zweithöchste Gewinn in ihrer Geschichte (nach 2023 mit 12,6 Milliarden).

Für heuer seien die Institute weiterhin leicht optimistisch, so große Gewinne wie im Vorjahr werden jedoch nicht mehr erwartet. Um die Stabilität im Sektor aufrechtzuhalten, empfiehlt die OeNB den Banken Zurückhaltung bei Gewinnausschüttungen, um ihre Kapitalbasis weiter abzusichern. Im Vorjahr wurde ein Drittel des Gesamtgewinns ausgeschüttet.

Wegen der Bankensteuer in Höhe von 500 Millionen Euro heuer müssen sich laut Gouverneur Robert Holzmann die Banken bezüglich Kapitalisierung keine Sorgen machen. Denn von der Europäischen Zentralbank sind erneut hohe Ausschüttungen zu erwarten. Im Vorjahr waren dies 2,8 Milliarden Euro – das Zehnfache des langjährigen Durchschnitts.

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