Im Vorjahr wurde der heimische Möbelhandel schwer gebeutelt und verzeichnete ein reales Umsatzminus von 9,5 Prozent. Nur der Bücher- und Zeitschriftenhandel sackte mit 11,5 Prozent noch mehr ab. Wird weniger gebaut, wird auch weniger eingerichtet. Vor allem Einbauküchen und größere Möbelstücke verkauften sich sehr schleppend. Nicht alle überlebten die Flaute, fast 30 Pleiten erschütterten die Branche. Neben Kika/Leiner schlitterte auch das Einrichtungshaus Interio (80 Beschäftigte) sowie Deko-Ketten Depot (350 Beschäftigte) und Butlers in die Insolvenz.
Marktkonzentration nimmt zu
Vor allem die Großinsolvenz von Kika/Leiner, die drittgrößte Möbelkette nach XXXLutz und Ikea, werde zu einer höheren Marktkonzentration im österreichischen Möbelhandel führen, sind sich Marktbeobachter und Mitbewerber einig. „Die kleinen Fachhändler profitieren nur dort, wo gar keiner der Großen mehr vorhanden ist“, berichtet Schweiger.
„Ein Teil der Umsätze wird wahrscheinlich zu großen Playern wandern, die in Österreich eine enorme Marktstärke besitzen. Gleichzeitig könnten spezialisierte Fachhändler davon profitieren, sofern sie ihre Nische klar besetzen können“, glaubt Johann Klein, Branchensprecher des Elektro- und Einrichtungsfachhandels in der Wirtschaftskammer Wien. Doch die Branche sei sehr vielschichtig, und es sei schwer abzuschätzen, ob die freigewordenen Umsätze spürbar verteilt werden. Klein rechnet heuer mit einem moderaten Wachstum.
Die XXXLutz-Gruppe, zu der auch Möbelix und Mömax gehören, deckte zuletzt etwa 35 Prozent des Marktes ab, gefolgt von Ikea mit rund 20 Prozent und dem Fachhandel mit 12 Prozent. In der Branche wird erwartet, dass XXXLutz auf 40 Prozent zulegen könnte, zumal sich der Platzhirsch aus Oberösterreich gleich elf Kika/Leiner Standorte sicherte.
Die Mehrheit der kleinen Möbelhändler agiert sehr lokal und hat sich auf Nischen spezialisiert. Allein in Wien gibt es 929 Einrichtungsfachhändler, darunter Küchenhändler, Teppichhändler sowie Anbieter von Raumausstattungs- und Dekorationswaren. Etwa die Hälfte davon sind Einzelunternehmer (EPU), nur fünf Betriebe beschäftigen mehr als 250 Mitarbeiter. Die große Stärke der kleinen Betriebe sei die persönliche Beratung durch gut ausgebildetes Fachpersonal, erklärt Klein. „Kaum jemand kauft eine Küche für 10.000 oder 20.000 Euro ohne persönliche Beratung. Hier zeigt sich die Stärke des stationären Fachhandels.“
Öko-Möbel und Outdoor
Um die Kundenbindung zu stärken, setzen kleinere Fachhändler auf Trends wie ökologische Möbel, barrierefreie Einrichtung oder exklusive Designerstücke – und bieten erlebnisorientierte Showrooms. Um ihre regionale Verankerung zu stärken, kooperieren sie häufig mit Architekten, Innenausstattern sowie lokalen Handwerksbetrieben und Bauunternehmen. Auf der Möbelmesse „Salone del Mobile“ kürzlich in Mailand war heuer eher Understatement der Trend, erzählt Schweiger. Während im Polstermöbelbereich farblich fast nur Beige, Weiß und Erdtöne angesagt sind, erweitern viele Produzenten ihr Sortiment mit Outdoor-Möbeln, die durchaus farbenfroh sind. Auch altes Holz ist wieder gefragt.
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