Wäre ja auch zu schade, die Expertise des brillanten Netzwerkers Hahn nicht für die heimische Wirtschaft zu nutzen, dachten sich IV-Präsident Georg Knill und Generalsekretär Christoph Neumayer. Der 67-jährige Hahn musste nicht lange überzeugt werden.
Seit April ist Hahn bei der Industriellenvereinigung an Bord. Offiziell nennt sich seine neue Funktion „Berater des Präsidiums“. Die IV stellt ihm die Infrastruktur zur Verfügung, in Form eines Büroraumes am Schwarzenbergplatz und einer Assistentin.
Abkühlphase
Erstes Projekt ist der „Salzburg Summit“ der IV vom 23. bis 25. Juli, eine hochkarätige Plattform für Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Kultur, international ausgerichtet. Hahn soll mit seinem Netzwerk helfen, Key Player und europäische Spitzenpolitiker nach Salzburg zu bringen. Aus seiner Zeit als Erweiterungskommissar (unter Jean Claude Juncker) erfreut sich Hahn in den jungen Mitgliedsländern und den Beitrittskandidaten ganz besonderer Wertschätzung.
Hahn ist für die IV, derzeit seine einzige Tätigkeit, ehrenamtlich im Einsatz. Im Gegensatz zu EU-Parlamentariern haben Kommissare eine zweijährige Abkühlphase. Jede Tätigkeit, unabhängig ob ehrenamtlich oder honoriert, muss der Kommission gemeldet und von dieser genehmigt werden. Brüssel hat dem IV-Mandat bereits zugestimmt.
Hahn darf außerdem nicht bei der Kommission für die IV lobbyieren. Ist er de facto aber trotzdem Lobbyist für Österreichs Industrie? „Nein. Ich bin kein Lobbyist der IV, ist bin Lobbyist des europäischen Gedankens“, sagt Hahn im Gespräch mit dem KURIER.
Sein großes Thema sind angesichts der geopolitischen Unsicherheiten die Handelsabkommen der EU. Die Wichtigkeit solcher Verträge, nicht nur Mercosur, werde in Brüssel erkannt, aber oft nicht auf nationaler Ebene. Er sehe es als „meine selbst gestellte Aufgabe, zu diesem Meinungsbildungsprozess in Österreich beizutragen“. Österreichs Politik müsse sich „pro aktiv in die europäische Politik einbringen. In den letzten Jahren waren wir jedoch ziemlich mit uns selbst beschäftigt. Das ist aber nicht nur ein österreichisches Phänomen“.
Zurück zu den Wurzeln
Mit seinem Job am Schwarzenbergplatz kehrt Hahn zu seinen beruflichen Wurzeln zurück. Er begann seine Karriere in der IV, als Geschäftsführer der Manager-Vertretung „Wirtschaftsforum der Führungskräfte“. Die IV „war die erste Organisation in Österreich, die sich seinerzeit für den EG-Beitritt ausgesprochen hat“.
Hahn war ÖVP-Obmann in Wien und konnte 2005 die FPÖ überholen, die ÖVP wurde zweitstärkste Partei. Er war CEO des Glücksspielkonzerns Novomatic und von 2007 bis 2010 Wissenschaftsminister.
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