Safe-Space abseits vom Mainstream: Was hat die neue Pratersauna vor?

Neuer Eigentümer Sebastian Muller-Klasz
Der legendäre Wiener Club Pratersauna wurde Anfang März neu übernommen. Der gebürtige Berliner und Szene-Experten Sebastian Müller-Klasz hat Großes vor und bereits beim Opening gezeigt, in welche Richtung das Konzept gehen soll. Mit dem KURIER hat er über seine Vision und konkrete Pläne gesprochen.
Kurier: Wie kam es überhaupt zur Übernahme der Pratersauna und welches Hauptmotiv steckt hinter diesem Projekt?
Sebastian Müller-Klasz: Ich war schon länger auf der Suche nach einem Clubprojekt in Wien, aber wirklich geeignete Orte gibt es kaum. Oft gibt es bauliche Einschränkungen oder Lärmbeschränkungen, die es schwierig machen. Die Pratersauna ist in dieser Hinsicht ideal, da sie schon immer ein Club war und weniger Anwohnerprobleme bestehen. Mein Antrieb dahinter ist Opportunismus, gemischt mit Leidenschaft. Ich liebe es, zu feiern, und in Wien gibt es kaum noch gute Locations dafür. Als ehemaliger Berliner bin ich vielleicht etwas verwöhnt, aber mir war wichtig, dass dieser Ort erhalten bleibt und nicht zur nächsten Spekulationsbaustelle wird.
Kurier: Welche konkreten Pratersauna-Pläne gibt es denn schon? Bleibt der Club bestehen?
Sebastian Müller-Klasz: Das Konzept soll künftig über den Club-Betrieb hinausgehen. Die Pratersauna soll eine multifunktionale Event-Location werden. Wir planen beispielsweise einen alternativen Weihnachtsmarkt im Winter und eine Outdoor-Dachterrasse. Es soll ein Konzept entstehen, das die ganze Woche über bespielt werden kann. Auch Eventformate wie Kinder-Raves kann ich mir gut vorstellen. In den letzten Jahren konnte ich vor allem im Festivalbereich auf über 70 Festivals Erfahrung sammeln, darunter auch dem Fusion-Festival in Deutschland. Auch das würde sich für die Pratersauna anbieten.
Kurier: Welches musikalische Konzept soll künftig verfolgt werden?
Sebastian Müller-Klasz: Wir wollen ein sehr breites musikalisches Spektrum abdecken. Natürlich war das Opening sehr technolastig, aber langfristig soll es ein abwechslungsreiches Programm geben. Der Mainfloor wird eher softeren Klängen vorbehalten sein, während sich der Bunker für härteren Techno anbietet. Auch Live-Konzerte und sexpositive Partys sind in Zukunft angedacht.
Kurier: Welche Artists sollen zukünftig performen?
Sebastian Müller-Klasz: In den vergangenen Jahren habe ich viele Leute aus der Musikszene kennengelernt, die einen Ort in Wien suchen, aber mit den bestehenden Clubs unzufrieden waren. Vor allem Kollektive wollten mit vielen Clubs auch aufgrund der Techno-MeToo-Kampagne nichts mehr zu tun haben. Denen würde ich gerne ein Zuhause geben. Derweil ist es so angedacht, die Freitage an Fremdveranstalter abzugeben und somit ein diverses Programm zu bieten. Die Samstage sollen vor allem ein Resident-Team und internationale Künstler bespielen.
Kurier: Wird es auch Kunst- und Kulturveranstaltungen geben?
Sebastian Müller-Klasz: Absolut. Wir haben sogar ein eigenes Department gegründet, das sich um Kunst- und Kulturveranstaltungen kümmern wird. Geplant sind Ausstellungen, Lesungen und kleine Theateraufführungen. Wir wollen vor allem aufstrebenden Künstlern eine Plattform bieten.
Kurier: Die Pratersauna war früher eine echte Sauna. Kommt das Konzept zurück?
Sebastian Müller-Klasz: Es wird eine Dachterrasse mit Wellnessbereich geben, wo man sich nach einer langen Nacht entspannen kann. Das ist ein Konzept, das man von Festivals kennt: Erst feiern, dann relaxen.
Lokalaugenschein: So war das Opening
Alles neu darf man hier auf keinen Fall wortwörtlich nehmen. Denn bereits beim Hereinkommen wird klar: Vieles wurde einfach neu interpretiert. Alte Chesterfield-Sofas wurden neu arrangiert, während die Cabanas, die früher draußen zum Sonnenbaden genutzt wurden, zur Holz-Verkleidung des DJ-Pults umfunktioniert wurden. Upcycling spielt somit eine große Rolle und wird auch noch zukünftig für Überraschungen sorgen.
Der Eingangsbereich und die Tanzfläche im Hauptraum wirken deutlich größer, da die prominente Bar nun in den Anbau verfrachtet wurde und dort in etwas ruhiger Atmosphäre auch Gespräche zulässt.
Das Opening wurde auch von den Gästen sehr positiv aufgenommen. "Endlich gibt es auch wieder einen Safe-Space abseits vom Mainstream", erklärt ein Clubbesucher. In den sozialen Medien teilten viele Besucher ihre Eindrücke – von der beeindruckenden Lichtshow bis hin zur durchdachten Soundqualität. Besonders die Mischung aus altbewährtem Charme und neuen Konzepten kam gut an.
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