Israel wirft Heinz Fischer Ermutigung von Extremisten vor

Israel hat die Kritik von Alt-Bundespräsident Heinz Fischer am Gaza-Krieg scharf zurückgewiesen. "Sich auf den Holocaust zu berufen, um den jüdischen Staat in seiner Not zu belehren, ist beschämend. Solche Worte fördern nicht Frieden - sie ermutigen Extremisten", teilte die israelische Botschaft in Wien mit. Israels Verteidigung gegen eine völkermörderische Terrororganisation als Kriegsverbrechen zu bezeichnen, ist zutiefst fehlgeleitet - und ethisch höchst fragwürdig."
Fischer hatte in einem APA-Interview betont, dass man bei Israel genauso wenig "wegschauen" dürfe wie in der Ukraine. Er sehe mit "Empörung, in welcher Weise ein Ministerpräsident Netanyahu mit seinem sogenannten Kriegskabinett (...) aus rechtsextremen, ihren Zionismus vor sich hertragenden Regierungsmitgliedern den Krieg gegen die Bevölkerung des Gazastreifens führt", so Fischer.
"Verzerrt bewusst das Bild"
"Fischer spricht von Menschenrechten, verschweigt aber das Grundlegendste: Das Recht Israels, seine Bürger vor Massakern, Vergewaltigung, Entführungen und Raketenbeschuss zu schützen. Der Krieg richtet sich gegen Hamas, nicht gegen die Zivilbevölkerung Gazas", argumentierte die israelische Botschaft in ihrem mehrteiligen Post. Die Hamas begehe systematisch Kriegsverbrechen und nutze die eigene Bevölkerung als Schutzschilde. Diese "Realität auszublenden (...) verzerrt bewusst das Bild".
Fischer äußerte sich, nachdem das israelische Sicherheitskabinett am Montag laut Medienberichten einen Plan verabschiedet hatte, der die "Eroberung" des Gazastreifens und seine dauerhafte Besetzung vorsehen soll. Die Bevölkerung des Gebiets, das kleiner ist als das Bundesland Wien, solle "zu ihrem Schutz" nach Süden umgesiedelt werden. Angehörige der von den Hamas-Terroristen Verschleppten kritisierten den Plan. Er zeige, dass es der israelischen Regierung wichtiger sei, Land zu erobern als Geiseln zu befreien.
"Der Herr Putin hat nicht die Grenze zu einem Nachbarland zu überschreiten mit Militärgewalt, und Israel hat nicht die Grenze (...) einfach beiseite zu schieben und zu versuchen, hunderttausende Menschen zur Flucht zu zwingen, nachdem schon zwischen 40.000 und 50.000 Menschen, darunter viele Frauen und Kinder, getötet wurden", betonte der frühere SPÖ-Politiker. Diesem Vorgehen müsse "ein Riegel vorgeschoben" werden, weil es den Antisemitismus stärke. Man würdige die Leiden, die das jüdische Volk auch im 20. Jahrhundert getragen habe, genauso wie den Holocaust. "Aber das alles rechtfertigt nicht, dass man jetzt so mit Menschen, Frauen, Kindern umgeht, wie das dort der Fall ist."
Kämpfer der Terrororganisation Hamas waren am 7. Oktober 2023 vom Gazastreifen nach Israel eingedrungen und hatten dabei mehr als 1.200 Menschen auf teils bestialische Weise getötet und 251 Menschen als Geiseln verschleppt. Israel begann daraufhin einen brutalen Krieg zur Vernichtung der Terrororganisation, bei dem der schmale Küstenstreifen teilweise dem Erdboden gleich gemacht wurde und rund 50.000 Menschen, mehrheitlich Zivilisten, starben.
International wurde das Vorgehen Israels als unverhältnismäßig kritisiert. Premier Netanyahu und sein früherer Verteidigungsminister Yoav Gallant, der die Bewohner des Gazastreifens zu Beginn des Krieges öffentlich als "menschliche Tiere" bezeichnet und eine komplette Abriegelung des Küstenstreifens befürwortet hatte, wurden vor dem Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) angeklagt. Eine IStGH-Anklage gab es auch für den Hamas-Militärführer Mohammed Deif, doch wurde dieser im Juli 2024 bei einem israelischen Militärschlag getötet.
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