So nahe, dass China den russischen Überfall auf die Ukraine niemals kritisierte und sich keinen Sanktionen anschloss. Zusammengeschweißt hat Russland und die Volksrepublik vor allem ihr gemeinsamer Gegner - die USA.
Übers Wochenende verweilt Xi Jinping nun in Moskau, verhandelt mit Putin über künftige Wirtschaftsprojekte und gemeinsame strategische Ziele. Angesagt hatten sich für die große Siegesparade in Moskau aber auch Staatschefs aus weiteren 28 Ländern: darunter der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva, Aleksandar Vučić (Serbien) und Robert Fico (Slowakei). Putin bot sich damit die Gelegenheit, der Welt zu demonstrieren:
Russland ist trotz des Überfalls auf die Ukraine international keinesfalls isoliert. Im Gegenteil fanden sich an seiner Seite eine ganze Reihe der mächtigsten Männer der Welt, die mit der Dominanz des Westens hadern.
Allen voran Chinas Staatschef Xi Jinping. Schon vor dem Treffen mit Putin hatte Xi in einem Artikel für russische und chinesische Staatsmedien eine Parallele zwischen der heutigen, amerikanischen „Hegemonie“ und den „arroganten faschistischen Kräften“ von vor 80 Jahren gezogen.
„Die gerechten Kräfte der Welt, darunter China und die Sowjetunion, haben tapfer gekämpft -.... und gesiegt", schrieb er. Aber: "80 Jahre später sind Unilateralismus, Hegemonie und Mobbing äußerst schädlich. Die Menschheit steht erneut am Scheideweg.“
Dem konnte Putin nur beipflichten und bestätigte: „Zusammen mit unseren chinesischen Freunden stehen wir fest auf der Seite der historischen Wahrheit“, sagte er am "Tag des Sieges". Und: "Gemeinsam treten wir modernen Erscheinungen von Neonazismus und Militarismus entgegen.“ Gemünzt war diese Anspielung auf die Ukraine, der Russlands Präsident nach wie vor unterstellt, von Nazis unterwandert zu sein.
Russlands gut gefüllte Kriegskasse
Xi und Putin, in ihre dicken, dunklen Mäntel gehüllt, gemeinsam blickten sie freundlich von der Ehrentribüne aus auf die vorbeirollenden Panzer - die beiden Autokraten brauchen einander. Ohne den stillschweigenden chinesischen Rückhalt könnte der russische Präsident den Krieg gegen die Ukraine nicht weiter führen: Peking lieferte technologische Hilfe - sogenannte Dual-Use-Güter, kaufte aber vor allem massenhaft russische Energie.
Von diesem Erlös konnte Putin wiederum seine Kriegskasse füllen: Der bilaterale Handel zwischen Russland und der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt erhöhte sich seit Beginn des Ukraine-Krieges im Februar 2022 um 60 Prozent auf rund 245 Milliarden Dollar im Vorjahr.
Andererseits scheint nun aber auch Xi demonstrativ bemüht um den bisherigen Juniorpartner Russland - verantwortlich dafür ist ausgerechnet Donald Trump. Der US-Präsident umgarnt den Kremlherrn bei seinem Bemühen, eine Friedenslösung für die Ukraine durchzusetzen. Gleichzeitig belegte Trump China mit einer gigantischen Zollmauer von 145 Prozent, was fast schon einer Blockade chinesischer Importe gleichkommt. Peking antwortete mit kaum geringeren 125 Prozent gegen die USA.
In einer derart schwierigen Lage kann es sich China nicht leisten, sich von Trump von seinem Verbündeten Russland auseinanderdividieren zu lassen. Und so gewährt der mächtigste Mann Chinas dem Kremlherrn eine Gunst, die bisher noch kein anderer Staatschef genossen hatte: vier Tage in Moskau. Vier Tage, wo Xi und Putin einander nicht die Parade fahren, wenn der russische Präsident seinen Anspruch auf die Ukraine rechtfertigt und Xi seinen Anspruch auf Taiwan erneuert. Vier Tage, wo der chinesische Präsident dem Kremlherrn wohl immer wieder daran erinnern wird: Der Gegner sitzt in Washington.
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