Irritiert begann der Wortklauber undercover zu recherchieren: Warum war er der Überzeugung gewesen, es müsse „der“ Cover heißen? Generell gibt es für die Artikelsetzung bei Fremdwörtern im Deutschen keine festen Regeln, nach denen sich das Genus (Geschlecht) festlegen lässt.
Stammt das Fremdwort aus einer romanischen Sprache, wo es zwei Geschlechter (männlich oder weiblich) gibt, wird häufig das Geschlecht der Muttersprache übernommen – deshalb heißt es die Pizza/der Espresso (ital.) bzw. die Paella/der Sombrero (span.).
Meist entscheidet aber das Geschlecht des deutschen Übersetzungswortes über den Artikel: La chanson (im Französischen eigentlich weiblich) bekommt zum Beispiel im Deutschen den sächlichen Artikel (das Chanson), weil die Übersetzung „das Lied“ lautet.
Beim Englischen, das ja grammatikalisch bei Hauptwörtern keine Geschlechterunterscheidung kennt (universeller Artikel: the), ist die Artikelzuweisung besonders knifflig: Wörter wie „Service“, „Cartoon“ oder „Event“ dürfen beispielsweise männlich oder sächlich sein (der/das Service etc.), das Wort „Cover“ dagegen nur sächlich.
So, das war nun die Entschuldigung für den eingangs geschilderten Lapsus …
In einem sind sich der Wortklauber und Peter T. allerdings völlig einig: „Das Kommentar“ geht gar nicht – auch wenn gefühlt jeder zweite Teen der Meinung ist, der Kommentar sei sächlich. Und dabei – rein sachlich – einem Irrtum unterliegt.
Fundstück der Woche: „Anmeldung für Ihre Geburt“ (Hinweisschild in einem Krankenhaus in Freiburg/Breisgau) – Die pränatalen Fähigkeiten der Ungeborenen werden heutzutage immer erstaunlicher.
Wolfram Kautzky ist Philologe und geht gerne den Wörtern auf den Grund. Nun bereits zum 106. Mal im KURIER.
Soeben ist im Seifert Verlag ein Buch erschienen, in dem der Autor das Beste aus zwei Jahren „Wortklauberei“ destilliert hat. Woher stammt die Redewendung „Geld stinkt nicht“? Wie ist die Popgruppe Procol Harum zu ihrem Namen gekommen? Und was stimmt an der Formulierung „Freilaufende Hühnerzüchter“ nicht? 50 Kolumnen über die Fallstricke der deutschen Sprache sind in dieser humorvollen Blütenlese zusammengefasst, ergänzt um ein Vorwort von KURIER-Kulturredakteur und Debattenchef Peter Temel, der sich hiermit übrigens für die Erläuterung des Cover-Lapsus (siehe oben) bedankt. Und hier ist es nun: das Cover!
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