Dieses Mindset hat sie auch nach Wien mitgenommen. Jetzt hat sie für zumindest drei Monate - so lange dauert die Auto-Wette - ihren fast 20 Jahre alten VW Polo abgestellt. Für die Autowette der Wiener Linien. Beim Carsharing hat sie sich angemeldet, beim Grätzlrad auch. Und sie hat begonnen, wieder mehr zu Fuß zu gehen.
"Weniger Autos machen Stadt schöner"
Der Klimawandel ist eine Motivation, die andere ist die Lebensqualität in der Stadt: "Wien wäre noch schöner ohne die vielen parkenden Autos." Das sagt auch Silvia Nossek von den Grünen. Die Bezirksvorsteherin von Währing hält das Auto "für eine nützliche Erfindung", aber wenn es 23 Stunden, wie im Durchschnitt in Wien, nur herumstehe, laufe etwas falsch.
Auf der einen Seite wolle man mit der Aktion viele auf die Idee bringen das Auto stehen zu lassen. Auf der anderen Seite gehe es auch darum, durch die wissenschaftliche Begleitung der Auto-Wette in Erfahrung zu bringen, wo im Alltag nachgeschärft werden müsse, um eine möglichst einfache und bequeme Mobilität in Wien zu ermöglichen.
Denn noch hakt es, vor allem an den Enden der Stadt. Das weiß Henrik Sulz nur zu gut. Der Orientierungsläufer muss zum Training oft in die grünen Randzonen von Wien. "Da ist es dann oft schwer, ohne Auto gut hinzukommen."
Manche Ziele werden schwerer erreichbar
Auch ein Wettkampf in Kärnten stellt ihn auf die Probe. "Ich muss mit Kollegen abklären, ob ich mitfahren kann." Schaffbar sind die drei Monate, ist Sulz, der übrigens auch einen VW Polo, Baujahr 2007, in einer Garage abgestellt hat. Planung ist gefragt, der Zeitaufwand ist größer. Das sei ihm schon in den ersten Tagen aufgefallen.
Was ihm in der Vorbereitung aufgefallen ist: Dass er sehr viel Zeit für die Parkplatzsuche aufgewendet hat. Denn das hat eine App in den Wochen vor dem Start der Aktion aufgezeichnet.
Länger auf Parkplatzsuche als gedacht
"Das war viel mehr, als ich gedacht habe", gibt er zu, wenngleich er überzeugt ist, dass gerade in der Zeit der Aufzeichnung die Parkplatzsuche im 18. Bezirk besonders schwer gewesen sei.
Der Steuerberater versteht eines auch nicht: "In meinem Wohnhaus gibt es 20 Parkplätze in der Garage, aber nur zwei sind vermietet." Wohl deshalb, weil das Anrainerparken im öffentlichen Raum wesentlich günstiger ist. "Wir müssen davon wegkommen, dass wir glauben, jedem der ein Auto hat, zwölf Quadratmeter öffentlichen Grund zur Verfügung stellen zu müssen", sagt Nossek dazu. Viel mehr müsse man dorthin kommen, dass jeder möglichst bequem so mobil sein könne, wie er das wolle.
Was Andessner nun auch ob der 500-Euro-Prämie aufgefallen ist: "Ich schaue bei den Ausgaben immer sehr genau, ob das passt oder nicht. Außer beim Auto. Da ist es ganz normal, dass wir alle Kosten einfach übernehmen, keiner denkt darüber nach."
Ob sie jetzt darüber nachdenkt, nach den drei Monaten weiterhin auf das Auto zu verzichten? Könnte sein, sagt die Juristin: "Unser Auto ist so alt, dass wir bald ein neues brauchen würden. Vielleicht entscheiden wir uns dann, keines mehr zu kaufen."
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