Partisanen, Russen, Amerikaner: Ein Überlebender über seine Ängste

Partisanen, Russen, Amerikaner: Ein Überlebender über seine Ängste
Wie, wo und warum der Wiener Oswald Miksch als 16-Jähriger den Zweiten Weltkrieg überlebt hat.
Von Uwe Mauch

Plötzlich sieht er vor dem Bauernhof, in dem sie notdürftig übernachtet hatten, damals in Ungarn, einen russischen Panzer anhalten. Er ist erst 16, und er hat sich nicht freiwillig für die Uniform der Deutschen Wehrmacht gemeldet. Aber das ist in diesem Moment kein Kriterium. Er läuft los, raus aus dem Hof, vorbei am Panzer. Er sieht noch im Augenwinkel, wie sich das Rohr des Panzers zu ihm dreht, dann erreicht er eine vorerst rettende Böschung.

Oswald Miksch, Jahrgang 1928, sitzt in seiner Wohnung im zweiten Wiener Gemeindebezirk. Seine Frau Linde, sechs Jahre jünger als er, sagt, dass ihr Ossi lange nichts vom Krieg erzählen wollte. Umso präziser gelingt ihm das heute.

Partisanen, Russen, Amerikaner: Ein Überlebender über seine Ängste

Ein Brennen im Bein

Er ist der Sohn eines überzeugten Ottakringer Sozialdemokraten, den man im Ersten und noch mehr im Zweiten Weltkrieg als Kanonenfutter verheizt hat, was ihm seine Gesundheit raubte. Immerhin hat der Miksch-Vater im Mai 1945 ebenso wie seine beiden Söhne und die drei Töchter den Nazi-Terror und auch den Krieg überlebt.

Sohn Ossi spricht heute noch Ottakringerisch. Wenn er ausdrücken möchte, dass er als halbes Kind große Angst hatte, sagt er: „Da ist uns die Muffn gegangen.“

Die „Muffn“ geht ihm auch im Frühjahr 1945. Etwa in Griffen in Kärnten, wo ihm ein bis zuletzt überzeugter Nazi im Range eines Zugsführers befiehlt, Wache zu schieben, mit dem muffigen Hinweis, dass Partisanen angreifen werden. „Zum Glück sind nie welche gekommen.“

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