Der Verdächtige Krisztian P. ist nach dem Femizid in Salzburg weiterhin flüchtig. Er wird als bewaffnet und gefährlich eingestuft.
Das Opfer hatte im Vorjahr Anzeige wegen Drohungen gegen den Verdächtigen erstattet, Ermittlungen wurden aber eingestellt.
Eine europaweite Fahndung mit intensiven Maßnahmen läuft. Die Polizei warnt vor Kontaktaufnahme mit dem Verdächtigen.
Auch zwei Tage nach dem Femizid im Salzburger Pinzgau in der Nacht auf Samstag fehlt vom Verdächtigen sowie seinem Fahrzeug noch jede Spur. Nach Veröffentlichung von Fahndungsfotos sind bei der Polizei zwar mehrere Hinweise eingegangen, diese seien aber nicht zielführend gewesen, sagte Polizeisprecher Hans Wolfgruber am Montag.
Einer der Hinweise bezog sich etwa auf den Aufenthaltsort des grauen Škoda Octavia, mit dem der Verdächtige unterwegs gewesen sein könnte, wie die Gratiszeitung Heute berichtet. Laut dem Medienbericht haben aufmerksame Passanten ein silbernes Auto vor einem Hotel in Maria Alm entdeckt. "Dabei handelt es sich nur um einen von vielen Hinweisen, dem derzeit nachgegangen wird. Bestätigen kann ich derzeit noch nichts", so Wolfgruber gegenüber dem KURIER.
Konkret gesucht wird nach Krisztian P. und seinem Fahrzeug. Der 32-Jährige hatte das Auto über eine Onlineplattform in der Stadt Salzburg bis zum 3. Mai angemietet und nicht zurückgebracht. Seither gilt das Fahrzeug mit dem Kennzeichen S-685WV als veruntreut.
In Österreich finden Frauen, die Gewalt erleben, u. a. Hilfe und Informationen bei der Frauen-Helpline unter: 0800-222-555, www.frauenhelpline.at; beim Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) unter www.aoef.at; Gewaltschutzzentrum Wien: https://www.gewaltschutzzentrum.at/wien/ und beim 24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien: 01-71719 sowie beim Frauenhaus-Notruf unter 057722 und den Österreichischen Gewaltschutzzentren: 0800/700-217; Polizei-Notruf: 133.
Polizei warnt vor Verdächtigem
Mit Hinweisen zu Krisztian P. oder dem von ihm verwendeten Fahrzeug sollen sich Zeugen unter der Telefonnummer 059133 50 3333 an das Landeskriminalamt Salzburg oder jede andere Polizeidienststelle wenden, gab die Polizei am Sonntagvormittag bekannt.
Und warnte ausdrücklich davor, mit dem Verdächtigen persönlich in Kontakt zu treten, sollte man ihn oder das gestohlene Fahrzeug sichten, da der Mann immer noch bewaffnet sein könnte.
Bis dato ist die Suche nach dem Ungar sowie dem Auto erfolglos. "Die Fahndungsmaßnahmen nach P. und dem von ihm verwendeten Fahrzeug laufen europaweit intensiv, insbesondere durch zahlreiche uniformierte und zivile Einsatzkräfte im Salzburger Pinzgau und den angrenzenden Regionen", heißt es vonseiten der Polizei. Die Grenze nach Ungarn sei wegen der Maul- und Klauenseuche derzeit ohnedies sehr engmaschig, und international sei der Verdächtige zur Festnahme ausgeschrieben, betonte der Polizeisprecher.
Anzeige gegen Verdächtigen
Wie nun bekannt wurde, wandte sich das spätere Opfer bereits im Vorjahr an die Polizei. Anfang Dezember erstattete die Frau gegen ihren Ex-Freund Anzeige wegen gefährlicher Drohung und Sachbeschädigung, bestätigte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Florian Weinkamer, am Montag gegenüber der APA entsprechende Medienberichte.
Konkret soll sich der Ungar Zutritt in die Wohnung der 34-Jährigen verschafft und dort einen Adventkranz beschädigt haben. Das habe der Beschuldigte bestritten. Darüber hinaus habe er mehrmals versucht, mit der Frau Kontakt aufzunehmen und ihr auch eine Handynachricht geschickt, in der er angekündigte, ihr "das Leben zum Albtraum" zu machen, sagte Weinkamer. Kurz nach Jahreswechsel stellte die Staatsanwaltschaft aber das Ermittlungsverfahren ein.
"Bei der Handynachricht hat es sich schon nach dem Wortlaut um keine gefährliche Drohung gehandelt, dazu bedarf es einer konkreten Androhung einer Verletzung an Körper, Freiheit, Ehre, Vermögen oder des höchstpersönlichen Lebensbereiches", erklärte Weinkamer. Und auch die Sachbeschädigung habe man nicht nachweisen können. Daher sei das Verfahren im Jänner eingestellt worden.
Was ist passiert?
Der 32-Jährige soll am Samstag gegen 0.40 Uhr auf einem Parkplatz im Zentrum von Maria Alm seine ehemalige Lebensgefährtin, eine 34-jährige Deutsche, bei einem Treffen erschossen haben. Die beiden hatten das Treffen vereinbart, bei dem auch persönliche Gegenstände übergeben werden sollten, wie der Wohnungsschlüssel.
Aus Angst vor ihrem Ex-Freund soll die junge Frau nachts auch eine Freundin zu dem Treffen auf den Parkplatz mitgenommen haben. Kurze Zeit später war die 34-Jährige tot, erschossen aus nächster Nähe.
Tatort Supermarkt-Parkplatz
Wie der Bürgermeister von Maria Alm, Rudolf Müllner gegenüber dem KURIER erklärte, habe die Bluttat in den Nachtstunden in der Ortschaft kaum jemand mitbekommen, auch er nicht. Die Deutsche soll in der Vergangenheit immer wieder bei ihrem früheren Freund in der Nähe gewohnt haben. Sonderlich verwurzelt waren beide in der Gemeinde aber nicht, so der Ortschef. Er selbst kannte sie nicht persönlich.
"Das Motiv und der genaue Tathergang sind Gegenstand laufender Ermittlungen des Landeskriminalamtes“, so die Polizei.
Bis jetzt rekonstruieren konnten die Kriminalisten, dass die 34-Jährige im Vorjahr mit dem Ungarn eine Beziehung führte. Seit ihrer Trennung soll es aber immer wieder zu Streitigkeiten und Diskussionen gekommen sein.
Augenzeugin saß im Auto
Die Bekannte, die vom Auto aus im Rückspiegel die Tat beobachtet hatte, alarmierte sofort die Polizei. Den Angaben nach soll der 32-Jährige aus nächster Nähe auf die Frau geschossen haben. Für sie gab es keine Rettung mehr, sie starb trotz rascher medizinischer Hilfe noch am Tatort.
Der Verdächtige floh laut Polizei sofort in unbekannte Richtung. Nach dem Notruf der Freundin wurde sofort eine Großfahndung ausgelöst. Beim Eintreffen der ersten Streife am Parkplatz war der Täter aber bereits verschwunden. Er sei höchstwahrscheinlich mit seinem Auto zu dem Treffpunkt gekommen, ob er damit am Samstag immer noch unterwegs war, wisse man nicht, sagte der Polizeisprecher.
Auf den 32-jährigen Ungar ist jedenfalls eine Schusswaffe behördlich registriert, er besitzt diese also legal. Ob genau diese Schusswaffe auch bei der Bluttat verwendet wurde, wollte die Polizei aus Ermittlungsgründen nicht bekannt geben. Ausgestellt wurde die Waffenbesitzkarte erst heuer, sagte Wolfgruber. Voraussetzung für eine solche Bescheinigung sei unter anderem die Unbescholtenheit.
"Gewalttaten gegen Frauen niemals Privatangelegenheit"
Frauenministerin Eva-Maria Holzleitner (SPÖ) sagte in einer Reaktion auf die Bluttat, dass Gewalttaten gegen Frauen niemals Privatangelegenheit seien. "Sie gehen uns alle an und fordern uns als Gesellschaft, als Staat, als Politik nicht wegzusehen. Wir müssen Frauen besser schützen, Hilfe schneller zugänglich machen, Täter konsequent verfolgen und Prävention stärken - genau das sind die Kernelemente des Nationalen Aktionsplans, den wir gemeinsam in den nächsten Monaten entwickeln und umsetzen werden.“